Stereoprojektion - Polarisationsverfahren (farbige 3D-Projektion)

Das Verfahren wurde in den 70er Jahren mit einigen 3-D Filmprojekten (z.B. Der Weiße Hai 3) populär. Es ist sicher eines der eindrucksvollsten 3-D Präsentationen die es gegenwärtig gibt. Gegenüber dem Anaglyphenverfahren (rot/grün 3-D Brille) ist das Bild farbig und bereitete auch weniger Kopfschmerzen (gleiche Farben für beide Augen). Die kanadische Firma IMAX produziert für ihre Großformat-Kinos spezielle 3-D Filme im Polarisationsverfahren. Aber nicht nur Filme, sondern auch Dias lassen sich auf diese Weise hervorragend in Szene setzen. Das Verfahren ist im Grunde das Gleiche. Beide Stereohalbbilder werden mit unterschiedlich polarisiertem Licht deckungsgleich auf die Leinwand projiziert.

Zur Betrachtung ist eine 3-D Brille mit Polarisationsfiltern (Polfilterbrille) erforderlich, die bewirkt, dass jedes Auge nur das ihm zugehörige Bild sehen kann. Ohne Brille sieht das Bild verschwommen aus. Einen Polarisationsfilter kann man sich stark vereinfacht wie einen Lattenzaun vorstellen. Zwei Lattenzäune mit gleicher Anordnung der Latten, nacheinander aufgestellt, geben den Blick auf ein dahinter liegendes Objekt mehr oder weniger gut frei. Wird nun einer der beiden Zäune um 90 Grad gedreht, ist der Blick nach hinten nahezu versperrt. Polarisationsfilter, auch Polfilter genannt, sind molekulare Gitter, welche die Lichtwellen nur in einer Schwingungsrichtung durchlassen und in der anderen Richtung sperren. Die Filter sind zwar hellgrau und dämpfen deshalb das Licht, aber sie sind farbneutral und somit für eine farbige Projektion geeignet.

Stereoprojektor mit Polfilter

Polfilter und Leinwand

Bei der Stereoprojektion sind in der Regel zwei Monoprojektoren oder ein Stereoprojektor (mit zwei Objektiven) erforderlich. An jedem Objektiv (davor oder dahinter) wird ein Polfilter befestigt und im Winkel von 90 Grad zueinander ausgerichtet. Die internationale Übereinkunft sieht hier eine "V"-Stellung für die Gitterrichtung der beiden Polfilter vor. Bei einigen 3-D Diaprojektoren erübrigt sich das Justieren der Polfilter, da sie fest eingestellt sind (z.B. Rollei MSC 330P oder RBT).

Für digitale Video - Projektoren (DLP) kommen rechteckige Polfilter in Frage, die bereits eine Polarisationsrichtung von 45 Grad haben, der 2. Polfilter wird um 90 Grad gedreht. Für die Projektion mit Standard 3-D Polfilterbrillen sind unbedingt "lineare Polfilter" erforderlich, nicht die häufig verwendeten "zirkularen Polfilter". Die Polfilter der meisten 3D-Brillen besitzen von vornherein die 90 Grad "V"- Stellung. Als Projektionsfläche kommen in der Regel spezielle metallisierte Leinwände zum Einsatz. Für den Einstieg in die Stereoprojektion tut es aber auch die silbrige Seite einer Duo-Leinwand (z.B. von MW). Die weiße Seite hingegen ist völlig ungeeignet, da die streuende Beschichtung depolarisierend wirkt.

Je nach Anwendung und Budget kommen unterschiedliche Projektoren in Frage.

Digitale Projektoren:

--- DLP Videoprojektoren (Video Beamer) ---

Vorteil: digitale Stereoaufnahmen können digital bearbeitet und sofort projiziert werden. Überblendung/Effekte und 3-D Videos möglich. Nachteil: Höhere technischer Aufwand. Niedrigere Auflösung in Vergleich mit Dias. Bemerkung: LCD Projektoren kommen in der Regel nicht in Frage, da das Licht durch die LCD Technik vorpolarisiert ist. In Verbindung mit den vorgesetzten Polfiltern für die 3-D Anwendung, ergeben sich unterschiedliche Helligkeiten und Farben.

Dia Projektoren

--- RBT 3D Diaprojektor 101/ Super ---

Vorteil: praktische Handhabung; exaktes Justieren der Dias mit RBT Diarähmchen; hohe Lichtleistung (2*250W/400W); hohe Qualität. Nachteil: teuer; Stereodiarähmchen erforderlich; lange Lieferzeit. Bemerkung: wohl der beste Stereoprojektor für Kleinbildformat der bisher gebaut wurde; für professionelle Großbildprojektion bis zu 6 m (101 Super) geeignet.

--- Rolleivision twin MSC 330P --- Vorteil: auch als normaler Überblendprojektor einsetzbar; 5x5 mm Diarähmchen aus einem Magazin (Universal, CS oder LMK); großes Angebot an Spezialdiarähmchen (z.B. von GEPE); einfache Handhabung; zahlreiche Steuermöglichkeiten. Nachteil: teuer; lange Bildwechseldauer. Bemerkung: Der Stereo-Überblendbetrieb ist mit einem zweiten MSC 330P ohne Steuergerät möglich, die lange Bildwechseldauer wird damit geschickt überbrückt; hohe Lichtausbeute trotz niedriger Lampenleistung; max. 3x3m Projektionsfläche.

--- historische Diaprojektoren FED, Belplascus--- Vorteil: günstig; einfacher Aufbau Nachteil: nur Handbetrieb Bemerkung: nur für Einsteiger und Sammler, wird nicht mehr hergestellt

--- zwei Mono Diaprojektoren z.B. Kodak, Kindermann Vorteil: günstig; viele Magazintypen verwendbar; großes Angebot an Spezialdiarähmchen (z.B. von GEPE) Nachteil: größerer Justieraufwand; Dias aus zwei Magazinen, leichte Verzerrung durch größeren Objektivabstand. Bemerkung: Alternative für Einsteiger und Profis (je nach Projektortyp)

Bemerkungen und Tipps zum Rahmen von Dias:

Die Stereoteilbilder dürfen für die Stereoprojektion so gut wie keine Höhenfehler aufweisen, da diese vergrößert auf der Leinwand erscheinen. Deshalb ist ein exaktes Justieren und Fixieren der Dias innerhalb des Diarähmchens absolut notwendig. Am besten funktioniert das mit Stereodiarähmchen von RBT. Durch eine geschickte Anordnung der mitgelieferten Noppenleisten lassen sich Höhen- und Seitenfehler bequem ausgleichen. Für Universalmagazine empfehlen wir Bonum Diarahmen mit Noppenleisten.

Plazieren der Dias im Rähmchen

Viele Analog Stereokameras erzeugen ein vom Vollformat (24x36mm) abweichendes Bildformat. Die Firma GEPE stellt dazu die passenden Diarahm her. Allerdings ohne Noppenleisten, das bedeutet, dass der Diafilm im Diarahmen fixiert werden muss.

Die platzsparenden CS-Rähmchen werden leider nur im Vollformat angeboten. Mit einer selbst zugeschnittenen Maske aus dünnem Metall (z.B. aus einem GEPE Diarahmen) oder einem Stückchen unbelichteten Diafilm, kann das fehlende Stück ergänzt werden. Auch hier muss Dia und Maske fixiert werden.

Beim Fixieren ist zu berücksichtigen, dass sich das Dia beim Projizieren ausdehnt. Es ist daher sinnvoll das Dia nur auf einer Seite zu befestigen, sonst wölbt es sich. Hierzu eignet sich etwas Foto-Klebstoff (z.B. von HERMA, lässt sich wieder leicht entfernen) oder Klebeetiketten.

Bearbeitung von digitalen 3-D Bildern

Das Justieren der 3-D Bilder erfolgt mit einer 3-D Montage Software z.B. Stereophoto Maker mit "automatisch Justage" oder Anaglyph MakerMaker oder manuell mit Bildbearbeitungsprogrammen.

Geisterbilder

Und zum Schluss noch ein paar Worte zu den so genannten "Geisterbildern". Eine Ursache liegt darin, dass die Bilder von den Polfiltern nicht sauber getrennt werden. Absolut perfekte Polfilter und Projektionsflächen gibt es nicht und bessere Qualität hat ihren Preis. Auch Reflexionen zwischen Objektiv und Polfilter können zusätzliche unerwünschte Effekte hervorrufen. Um "Geisterbilder" weitgehend zu vermeiden, sollte Folgendes beachtet werden:

1. Kein kontrastreiches Motiv verwenden (z.B. helles Objekt vor schwarzem Hintergrund)

2. Genaues Justieren der Polfilter. Am besten 3-D Brille aufsetzen, linkes Auge abdecken und Polfilter am Objektiv für das rechte Bild drehen bis es am dunkelsten erscheint. Analog dazu wird der Polfilter des zweiten Objektives eingestellt.

3. Gute lineare Polfilter verwenden. Zirkulare Polarisationsfilter für Kameraobjektive sind nicht geeignet.

4. Polfilter überprüfen. Die Polfilter absorbieren einen großen Teil des Lichtes und die entstehende Wärme lässt die Filter altern. Die Standzeit eines Bildes muss deshalb begrenzt sein (ca. 1 min. bei Aufsteckpolfilter, abhängig vom Projektionssystem bzw. Leistung der Lampen) und leere Magazinfächer sind zu vermeiden. Die Polfilter können überprüft werden, indem beide Filter der Projektoren hintereinander gegen eine Lichtquelle gehalten werden. Einer der Polfilter wird so weit gedreht bis das durchscheinende Licht maximal abgeschwächt ist. Zeigen sich helle Flecken oder wirkt die gesamte Fläche relativ hell sind die Polfilter zu ersetzen. Als Referenz kann man die Filter zweier Brillen übereinander halten.