Parallelblick & Kreuzblick

Raumbild ohne Brille

Freies stereoskopisches Betrachten, Raumbild ohne Brille. Kein optisches Element im Strahlengang verzerrt das Bild oder verfälscht die Farben bei dieser Betrachtungstechnik.

Der Parallelblick ist eine Betrachtungsmethode für Raumbilder, die ohne Sehhilfe auskommt. Anwendung findet sie hauptsächlich bei (Farbfeld-)Stereogrammen. Aber auch bei normalen Stereobildern ist sie hervorragend einsetzbar, wenn gerade keine Betrachtungshilfe zur Hand ist. Dabei gibt es mehrere Methoden, um in den Genuss der dritten Dimension zu kommen.

Alle Methoden haben eines gemeinsam: man schaut nie auf die Oberfläche des Bildes, sondern gewissermaßen durch das Bild hindurch auf ein dahinter liegendes gedachtes Objekt. Man kann sich das Bild auch wie eine Glasplatte vorstellen, durch die man versucht hindurch zu sehen. Es ist gar nicht so leicht den richtigen Blick dafür zu bekommen und so mancher Besitzer hat das Stereogramm-Buch „Das Magische Auge“ frustriert wieder ins Regal zurückgestellt. Kein Zweifel, diese Blicktechnik muss geübt werden. Üben lässt sich das ganz gut mit Stereobildern (siehe Galerie). Das linke Stereoteilbild ist dabei links angeordnet das rechte Stereoteilbild rechts. Beide Teilbilder dürfen in ihrer Breite nicht größer sein, als der Augenabstand, besser etwas kleiner. Beim Betrachten muss man die Augen entspannen und versuchen durch die Bildoberfläche hindurch zu sehen. Die zwei Stereoteilbilder verschwimmen und man nimmt schemenhaft die Umrisse von drei oder mehreren verschwommenen Bildern wahr. Jetzt versucht man die Augen so zu fokussieren oder den Abstand zum Bild zu ändern, dass die Umrisse von nur noch drei Bildern zu erkennen sind. Nach wie vor sind die Bilder verschwommen. Jetzt konzentriert man sich so lange auf ein Element des mittleren (virtuellen) Bildes bis es scharf erscheint, die Bilder links und rechts davon sind zu ignorieren. Ist das mittlere Bild scharf, sollte es sich als Raumbild in voller Pracht darstellen. Die Bilder links und rechts sind die Stereoteilbilder.

Bei Stereogrammen fehlt der Anhaltspunkt mit den drei Bildern, die Blicktechnik ist aber die gleiche. Vorteilhaft ist es, sich etwas Zeit zu nehmen, es ist auch gleichzeitig eine gute Meditationsübung. Stellt sich nach mehreren Versuchen kein Erfolg ein, kann ein Sehfehler vorliegen. Es kann dann noch Folgendes versucht werden:

1. Nase direkt auf das Bild und dann den Abstand langsam vergrößern.

2. Das Bild etwas seitlich aber immer waagrecht anschauen (bei einseitigem Sehfehler).

3. Als Hilfsmittel kann auch ein DIN A4 Blatt oder besser einen Karton benutzt werden. Dieser wird senkrecht zwischen die Stereoteilbilder und den beiden Augen geschoben, so dass das linke Auge nur noch das linke Stereoteilbild sehen kann und rechte Auge das rechte Teilbild. Die Nasenspitze berührt dabei den Karton.

4. zum Augenarzt gehen.

Der Kreuzblick (schielen) funktioniert ähnlich wie der Parallelblick, nur dass hier der Fokus nicht hinter dem Bild liegt, sondern zwischen Bild und Augen. Der Blick kreuzt sich noch vor dem Bild, daher ist es notwendig das linke und rechte Stereoteilbild zu vertauschen. Als Hilfe kann man seinen Finger anvisieren, der sich langsam zwischen Bild und Augen bewegt, solange bis sich im Hintergrund wieder die Umrisse von drei Bildern zeigen.

Der Rest funktioniert wie beim Parallelblick. Der Vorteil gegenüber dem Parallelblick ist, dass die Beschränkung der Bildbreite (kleiner als der Augenabstand) hier nicht gilt. Stereoteilbilder in Postergröße sind für den geübten Betrachter kein Problem. Die Schieltechnik kann man auch sinnvoll beim Betrachten von ungeschnitten Dia-/Negativfilmen einer Stereokamera einsetzten, da hier konstruktionsbedingt die beiden Stereoteilbilder vertauscht sind. Bei Stereogrammen kehrt sich die Tiefenwirkung um und so manches geeignete Objekt tritt nun kurioserweise aus der Bildoberfläche heraus.